Wenn ein Gülle-Geruch über die Lande zieht, rümpft so manch einer die Nase. Dabei bietet das unterschätzte Substrat den Landwirten die Möglichkeit, den Nährstoffkreislauf zu schließen und ihre Wiesen- und Ackerflächen zu stärken. Der richtige Einsatz des Gärprodukts ist also entscheidend für die erfolgreiche Kultivierung auf Ackerflächen. Außerdem regulieren Verordnungen und Gesetze von Europäischer Union, Bund und Land, wie Gärprodukte angewandt werden dürfen. Eine sorgfältig geplantes und wohldokumentiertes Nährstoffmanagement ist daher unabdingbar.
Die positiven Eigenschaften der Biogas-Gülle und die Änderung staatlicher Auflagen machen eine Auseinandersetzung mit den Chancen zur effizienten Gülleausbringung zu einem hochaktuellen Thema für Betreiber von Biogasanlagen und anderen landwirtschaftlichen Betrieben.
In den Fermentern einer Biogasanlage wird durch die Vergärung von Pflanzensilage und tierischen Nebenprodukten wie Rinder-und Schweinegülle Biogas gewonnen. Übrig bleibt ein Gärprodukt, das wertvolle Inhaltsstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel und weitere Mikronährstoffe enthält. Diese Biogasgülle wird als Wirtschaftsdünger verwendet. Die Inhaltsstoffe tragen zur Versorgung der Pflanzen und zum Humus-und Strukturaufbau der Böden bei. Somit schließt der Landwirt mit der Ausbringung des Gärprodukts den Stoffkreislauf. Das spart künstlich hergestellten Mineraldünger ein und somit auch die bei dessen Produktion entstehenden CO2-Emmissionen. Nicht zu vergessen der klare Vorteil für die feine Nase: der Geruch der Gärflüssigkeit nimmt durch die Vergärung stark ab.
Von staatlicher Seite regelt die Düngeverordnung, kurz DüV, die fachliche Praxis des Einsatzes von Gärprodukten als Wirtschaftsdünger. In Bezug auf die Ausbringungstechnik schreibt die DüV vor, dass Gärprodukte auf unbewachsenen Flächen möglichst unverzüglich, spätestens aber 4 Stunden nach Aufbringen in den Boden eingearbeitet werden müssen. Außerdem dürfen Gärprodukte seit 01. Februar 2020 nur noch streifenförmig oder direkt in den Boden eingebracht werden. Auch für Grünland wird diese Regelung 2025 in Kraft treten. Für Landwirte bedeutet diese Regelung, dass bisher verwendete Techniken nicht mehr oder nur noch unter Auflagen zulässig sind. Es gilt nun, ressourcen- und zeitsparende Wege zu finden, die neuen Verordnungen einzuhalten. Eine Möglichkeit hierfür ist die Zusammenlegung mehrerer Arbeitsschritte. So ist es zum Beispiel mit selbstfahrenden Gülletracs möglich, Gülle per Schleppschuh direkt auf den Boden aufzubringen und per angehängter Scheibenegge direkt in das Ackerland einzuarbeiten. Um dieses Arbeitsgerät voll auszulasten und keine wertvolle Zeit auf Straßen zu vergeuden werden außerdem Lastwägen und Traktoren eingesetzt, um das Gärprodukt in Fässern von der Betriebsstätte zum Ackerrand zu transportieren. Die für den Transport per LKW ausgelegten Auflieger können nicht nur um einiges schneller vom Gärproduktlager zur Ausbringungsstätte transportiert werden, sondern haben auch ein weitaus höheres Fassungsvermögen. Darüber hinaus bieten moderne Arbeitsgeräte vielseitige Sensoren, die die exakte Nährstoffbestimmung und Dokumentation der ausgebrachten Gärproduktmengen vereinfachen. So kann ein NIR-Inhaltstoffsensor per Nahinfrarotspektroskopie unterschiedlichste Bestandteile in der Gülle analysieren. Dank der verlässlichen Messungen kann der Landwirt auf konkrete Daten zurückgreifen. Diese genauen Daten tragen zu einem effizienten Dünge- und Nährstoffmanagement bei. John Deere bietet auf seiner Homepage zu diesem Thema sogar einen Einsparungsrechner. Wird der ausgebrachte Nährstoffgehalt exakt gemessen und nicht unter- oder überschätzt, werden die Böden und somit die Pflanzen optimal mit Nährstoffen versorgt. Der Landwirt kann außerdem genau berechnen, wo zusätzlich zum Gärprodukt auch Mineraldünger eingesetzt werden muss, und wo eben nicht.
Die nun vorgeschriebene Ausbringungstechnik trägt darüber hinaus dazu bei, dass Verluste bei der Ausbringung verringert werden. Bei der bisher weit verbreiteten Ausbringung per Breitverteiler wird die Ausbringungsgenauigkeit durch Umwelteinflüsse wie Wind stark beeinflusst. Eine gezielte und genaue Ausbringung ist damit nicht möglich.
Dank moderner Technik und sorgfältig aufeinander abgestimmter Arbeitsgeräte ist es heute möglich, unter Einhaltung der aktuellen gesetzlichen Vorgaben effizient und kostensparend Gülle und Gärreste auszubringen. Das Ergebnis sind ein geschlossener Nährstoffkreislauf in der Biogasbranche, optimal versorgte Acker- und Wiesenpflanzen und zufriedene Landwirte.